Ich lese von Simcha Flapan: Die Geburt Israels, Mythos und Wirklichkeit, 1987.
Flapan (*1911 in Polen) lebte von 1930 an in Israel und starb 1987 in Tel Aviv, ein international tätiger Gelehrter und Arabien-Spezialist.
Das Buch erschüttert mich, es zeigt ein völlig neues Bild von der Entstehung des Landes. Flapan stellt die offizielle Geschichtsschreibung in Frage, denn sie sei nur einseitige Propaganda der israelischen Regierung.
Er zitiert z.B. Aaron Zisling, 1948 Minister für Landwirtschaft, der, als klar war, dass die massenhaft in Panik geflohenen Palästinenser nicht mehr zurückkommen durften und ihr Besitz an die jüdischen Neu-Einwanderer vergeben wurde, entsetzt schrieb:
Wir schwenken auf einen Kurs zu, der jede Hoffnung auf eine friedliche Allianz mit Kräften, die im Nahen Osten unsere Bündnispartner sein könnten, aufs Schlimmste gefährden wird. Hunderttausende von Arabern, die man aus Palästina hinausjagen und im luftleeren Raum zappeln lassen wird - wobei es gar nicht auf den Grad ihres eigenen Verschuldens ankommt - , werden lernen, uns zu hassen. Die arabischen Söhne dieses Landes haben nicht gekämpft. Das waren Ausländer. Von jetzt an aber werden die eingeborenen Söhne dieses Landes den Krieg gegen uns führen. Was man in der Hitze des Gefechts, in den Wirren des Krieges tut, ist eine Sache. Aber wenn man es einen Monat später kaltblütig weiterhin tut, aus politischen Gründen und vor aller Augen, dann ist das etwas ganz anderes. Und ich spreche jetzt nicht nur von moralischen, sondern auch von politischen Bedenken.Die Regierung hat auf Leute wie ihn nicht gehört. Sie dachten, es wird schon gutgehen. So wie auch wir heute immerzu denken "Es wird schon gutgehen."