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Montag, 22. Mai 2017

Jerusalem

G. schickt ein Anschreiben an den OB rum, der Schirmherr ist für den Israeltag in München, wo  "50 Jahre Wiedervereinigung Jerusalems" gefeiert wird.
Ich bin schon ein bisschen fassungslos, wenn ich lese, welchen Stellenwert die Stadt für Israel hat. Auf der Seite von haOlam.de steht zu dem Jubiläum:
Die Zeremonie in der Altstadt Jerusalems begann mit einer Rede Premierminister Netanjahus. „Vor fünfzig Jahren kamen wir zurück ins Herz unserer Hauptstadt und unseres Landes und vor fünfzig Jahren eroberten wir nicht – wir befreiten,“ sagte er. „Mit dem Mut unserer Soldaten und der Liebe unseres Volkes wurde Jerusalem wiedervereint und ich kann heute mit klarer Stimme sagen – Jerusalem war und wird immer die Hauptstadt Israel sein. Der Tempelberg und die Klagemauer werden immer unter israelischer Souveränität bleiben.“
"Wir befreiten"... so kann man das nennen. Ich breche demnächst mal bei Saturn ein und befreie ein paar Geräte - mit dem Mut und der Liebe einer Konsumentin.
G. schrieb an den Oberbürgermeister:
Diese „Wiedervereinigung“ war die international nicht anerkannte Annexion des arabischen Teils der Stadt nach dem militärischen Sieg in einem Präventivkrieg Israels, der das Gesamtgebiet Palestinas unter israelische Kontrolle brachte und einem Besatzungsregime unterwarf, das völkerrechtswidrig zum Bau von städtischen Siedlungen für Hunderttausende Israelis genutzt wurde.
Entgegen dem, was der Rest der Welt sagt, nämlich: stellt Jerusalem unter internationale Verwaltung, agieren die Israelis wie unter Drogeneinfluss, habe ich den Eindruck. Im Rausch der "Religiösität" - wenn es wirklich um Religion geht dabei. So richtig glaube ich das nicht. Das kommt dabei raus, wenn eine Religion in die falschen Hände gerät...

Ich habe grade von Artur K. Vogel "Der Palästinenserstaat" ausgelesen:
Dasselbe bemerkte eine Kommission, die US-Präsident Woodrow Wilson eingesetzt hatte, um nach dem Ersten Weltkrieg Entscheidungsgrundlagen dafür zu schaffen, wer Mandatsvollmacht in Palästina werden sollte. Die Kommission schrieb in ihrem Bericht vom 28. August 1919, sie habe feststellen müssen, "dass die Zionisten sich darauf vorbereiteten, die gegenwärtige nicht-jüdische Bevölkerung Palästinas praktisch völlig zu enteignen."
Das haben Briten und Amerikaner von Anfang an (1919!) gewusst, dass die Zionisten nicht im Traum an einen Staat für die Palästinenser dachten - nie im Leben. Und die ewigen Verhandlungen fast 70 Jahre lang waren nichts als leeres Gerede.
"Das einzige, worauf sich beide Seiten einigen konnten, war, dass der Kaffee im Staatsdepartement untrinkbar ist", sagte eine britische Kommentatorin.

(Dezember 1991, Washington)



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