Samstag, 3. Juni 2017

Tel Aviv

Es ist der erste Abend in Tel Aviv. Der Flug war sehr nett - ich saß neben A., der lange als Journalist für Spiegel und FAZ-Online gearbeitet hat und auf der ganzen Welt dafür unterwegs war. Wir tranken Weißweinschorlen und er schilderte mir seine Abenteuer: z.B. Autopanne im Niemandsland im Kongo, fünf Kindersoldaten kommen, hintereinander her stapfend, auf die Deutschen zu. Einer der fünf trägt einen Sonnenschirm, einer ein Kofferradio, das laut dudelt, und die anderen drei schwere Waffen.
Die Deutschen bleiben stehen und wagen nicht, sich zu rühren. Die Kinder stapfen auf sie zu, hintereinander. Dann gehen sie vorbei, würdigen die Männer keines Blickes, verschwinden im Unterholz. Riesenerleichterung bei den Deutschen. Der Guide sagte, dass sie Glück hatten, weil es noch früh am Tag war und die Kinder noch nicht mit Drogen zugedröhnt.
Solche Sachen hat er erlebt. Die Zeit verging wie im Flug.

Anflug auf die Stadt.

Wir wurden dann von unserem israelischen Guide Itzik mit einem Bus vom Flughafen abgeholt und fuhren durch die sehr leere Stadt: Shabbat. Normalerweise muss hier Verkehrschaos herrschen, da es keine U-Bahn gibt und alles sich mit Autos und Bussen fortbewegt.
Wir fuhren an einer Reihe kleiner Häuser der deutschen Templer, ein religiöse Sekte. Als die Templer in den 40-iger Jahren Nazis wurden und lautstark Hitlers Geburtstag feierten, mussten sie weg aus Israel. Die Häuser wurden Kulturdenkmäler. Man hatte sie verschieben müssen, als man die Straße verbreitern musste: auf Schienen sind sie zur Seite transportiert worden und kauern nun, deutsch und bieder, zwischen lauter Hochhausgiganten.

Templer-Häuser
Gay-Pride-Parade wird vorbereitet.

Blick aus dem Hotel (10. Stock)
Unser Zimmer ist im 10. Stock, was schön ist, weil wir runter aufs Meer schauen können. Blöd war, dass am Shabatt nur ein Aufzug normal fährt, der andere ist der Shabatt-Aufzug. Er fährt "führerlos", d.h. rast einmal hoch in den obersten Stock und trudelt dann langsam, Stockwerk für Stockwerk nach unten. Hält an jedem Stockwerk und öffnet die Tür. Für die orthodoxen Juden, die keinen "Funken entzünden" dürfen, sprich: den Knopf nicht drücken dürfen, im Fahrstuhl. Der andere Fahrstuhl war hoffnungslos überlastet.
Orthodoxe Juden gibt es weit und breit nicht.







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