Samstag, 1. April 2017

Frühling!



Gestern mit F. im Englischen Garten. Am Kleinhesseloher See brodelten natürlich die Menschenmengen, aber kaum hatten wir die Brücke zum Nordteil überquert, da wurden wir von etwas Wunderbarem, etwas Leichtem erfasst: wir kam in den Nordteil als kämen wir zu einem Fest. Aus allen Ästen brachen die leuchtend grünen Spitzen der jungen Blätter, die Forsythien glühten, ein glasklares Licht überzog alles mit Glanz, die Luft war frisch und es war warm, warm, warm. Die Vögel sangen mit der gleichen Begeisterung, mit der ich gesungen hätte, wenn ich F. nicht hätte schonen müssen.
Überall lagerten junge Leute, es sprangen sogar welche von einer Brücke in die Isar.




Wir gingen, getragen von einem freundlichen Wehen, hoch zu Sankt Emmerans. Dort aß ich etwas, was, laut F., auch nur die Bayern fertigbringen: panierten Spargel. Immerhin. Ein Erlebnis. Wir wollen offen bleiben für fremde Kulturen. Speis und Trankgaumerie.



Neben dem Spargel kauten wir noch auf etwas Kierkegaard herum, was deutlich befriedigender war. F. hat sich da jetzt richtig eingegraben und ich habe auch wieder angefangen.
Sankt Emmerans ist ein wunderbarer, friedlicher Ort und tagsüber nie überlaufen.
Als F. überlegte, ob er den Weg zurück noch schaffen würde nach einem zweitem Bier, brummte die Kellnerin: "Aber, locker!", während sie es schon in ihr Ding eintippte. Es ging dann auch gut.
Am Wasserwerk haben 1860-Fans ein beeindruckendes Statement hinterlassen:

COSANOSTRA 1860 (ital: Unsere Sache 1860)

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Zu Hause auf dem Balkon eine große Freude: das Insektenhotel ist bewohnt! Irgendwelche kleinen Viecher, die wie Bienen aussehen aber etwas kleiner und runder, mit dunklem Pelz, haben angefangen, verschiedene Löcher zu verschließen. Ich nehme an, dahinter lagern sie ihre Brut. Ich bin entzückt. Ich werde die Patentante von winzigkleinen Insektenbabys sein. Ich werde Honig ernten!
Allerdings fand ich heute Morgen eine große Hummel in meiner Küche, was vielleicht bedeutet, dass die Insekten nicht so genau unterscheiden, zwischen meiner Wohnung und ihrem Hotel. Wir werden sehen. Auf jeden Fall bin ich eine stolze Gastgeberin!



Später:
Ich kann es nicht anders sagen, als dass ich jetzt einen kleinen Bienenschwarm auf dem Balkon habe. Es gab schon Probleme, weil eine fremde Biene - etwas größer als meine - auftauchte. Sie schaute sich alles an und wurde immer wieder in aufgeregte Diskussionen verwickelt. Ich glaube, sie hat aufgegeben. 
Die anderen kommen und gehen. Ich beobachtete, wie eine in einem Loch steckte, nur das kleine, pelzige Hinterteil ragte leicht vibrierend heraus, und entgegen Uhrzeigersinn drehte sie sich langsam einmal, mit den Hinterbeinen den Rand abwandernd, im Loch herum. Als sie weggeflogen war sah ich, dass sie den ersten schmalen Rand des Verschlusses angelegt hatte.
Meistens schlüpfen sie vorwärts in das Loch, aber einmal kam eine wieder raus und verschwand dann rückwärts hinein. Rätselhafte Bienenwelt.
Eine Recherche ergab: es sind Wildbienen.
Wußten Sie, daß allein in Deutschland 569 Bienen-Arten nachgewiesen wurden? Weltweit sind mehr als 17.000 Arten beschrieben worden! Von all diesen Arten ist nur eine einzige in der heimischen Fauna als Honig- und Wachslieferantin bekannt: die Honigbiene (Apis mellifera), eine der wenigen Bienenarten, die vom Menschen seit langem genutzt wird. Dagegen sind die weitaus meisten Bienenarten, zu denen u. a. die Sand-, Mauer-, Woll- oder Pelzbienen und nicht zuletzt die Hummeln gehören, wildlebend.
http://www.wildbienen.info
Also kein Honig. Na, gut.
Ich bin gefordert, für eine ausreichende Ernährung zu sorgen und haben in zwei Blumenkästen Samen für eine Bienenweide ausgestreut. Wie wunderbar das ist, so ein kleines Ökosystem auf dem Balkon einzurichten. Jetzt habe ich nicht nur einen Wald mit Jagdrecht, sondern auch einen wilden Bienenschwarm!

http://linde127.blogspot.de/2016/12/street-view.html  Weiter