Meine Studienreise nach Israel: 02.06.2017 bis 14.06.2017 - von der Bundeszentrale für politische Bildung.
Der Sechs-Tage-Krieg 1967 und die Folgen für die israelische Gesellschaft
Im Juni 2017 gedenkt Israel dem 50sten Jahrestag des Sechs-Tage-Kriegs von 1967. Dieser Krieg war nicht nur ein militärischer Triumph sondern brachte Israel mit der Eroberung und Besetzung der Sinai-Halbinsel, der Golan-Höhen, des Westjordanlands und Ost-Jerusalems zugleich einen enormen territorialen Zuwachs. Die anfängliche Euphorie über "Israels zweite Geburt" (Tom Segev) wandelte sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten in eine polarisierende politische Debatte über Israels Siedlungspolitik und Rolle als Besatzungsmacht. Im internationalen Kontext sind die Ergebnisse des Sechs-Tage-Kriegs bis heute der Referenzrahmen für die Suche nach einer Lösung im israelisch-palästinensischen Konflikt.
Während der Studienreise soll u.a. der Frage nachgegangen werden, wie der Sechs-Tage-Krieg die israelische Gesellschaft verändert hat und die Siedlerbewegung zu einem politischen Machtfaktor wurde. Die Teilnehmenden erhalten in Gesprächen und Begegnungen Gelegenheit, die aktuellen Debatten über 1967 in den unterschiedlichen politischen Lagern und gesellschaftlichen Segmenten kennen zu lernen. Exkursionen werden die geopolitischen Gegebenheiten, z.B. auf den Golan-Höhen und in der Jerusalemer Region verdeutlichen.
Die Sicherheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat bei der Planung und Durchführung der Studienreisen der bpb stets höchste Priorität. Dies bedeutet zugleich, dass Reisen von uns als Veranstalter nur dann durchgeführt werden, wenn es die Sicherheitslage vor Ort zulässt. Während der Reisen arbeiten wir mit erfahrenen und uns bekannten israelischen Reisebegleitern zusammen. Alle Fahrten werden grundsätzlich in einem Tourbus und nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln unternommen. Die jeweilige Reiseleitung der bpb steht kontinuierlich in Kontakt zur Deutschen Botschaft in Tel Aviv sowie zu israelischen Sicherheitsbehörden. Aufgrund aktueller politischer Entwicklungen vor Ort kann es durchaus zu kurzfristigen Programmänderungen kommen.
Ich lese zur Vorbereitung von Donna Rosenthal, Die Israelis, eine Sammlung von Beschreibungen der verschiedenen Gruppierungen der Gesellschaft - sehr spannend! Von 2006, aber sicher noch aktuell. Hier ein paar Stichpunkte:
- 8,4 Mio Einwohner (Bagdad hat 7,7 Mio), es ist umgeben von 22 arabischen Staaten mit ca. 280 Mio Einwohnern
- nach dem Zusammenbruch des Ostblock gab es über 1 Mio Einwanderungen (die Hälfte davon keine Juden!), damit hat Israel den weltweit höchsten Anteil von Naturwissenschaftlern, Ingenieuren, Ärzten und Musikern
Ein israelischer Witz: wer aus dem Flugzeug aus Russland stieg und trug keinen Geigenkasten unterm Arm, war Arzt. - Fläche ca. so groß wie Rheinland-Pfalz, es ist klein!
- über 98 % aller Synagogen sind orthodox oder ultra-orthodox
- es hat die dritthöchste Lebenserwartung der Welt
- innerhalb der jüdischen Bevölkerung wird unterschieden zwischen
- Aschkenasim, Einwanderer aus Europa und Amerika und deren Nachkommen
- Sephardim, Einwanderer, deren Vorfahren von der Iberischen Halbinsel stammen
- Misrachim, Einwanderer aus dem vorderen Orient und Nordafrika und deren Nachkommen
Mein Israel? Wessen Israel ist also damit gemeint? Das Land ist voll der verschiedensten Biographien. Innerhalb der jüdischen Gesellschaft gibt es so viele verschiedene Strömungen: Juden aus dem europäischen und dem arabischen Raum, eritreische und persische Juden, moderat religiöse, messianische, orthodoxe und ultraothodoxe. Es gibt säkulare Juden, Zionisten und absolute Antizionisten, die mit Holocaust-Leugnern gemeinsame Sache machen. Dazu gibt es Siedler, und wer die richtig schlimm findet, der kennt noch nicht die Hilltop-Gangs. Dazwischen und darum herum gibt es natürlich noch Beduinen, Drusen und die mit 20 % Bevölkerungsanteil nicht ganz kleine Gruppe der von den Juden "arabische Israelis" genannten moslemischen und christlichen Araber, die sich selbst als "palästinensische Israelis" bezeichnen. Und obwohl das Land so klein ist, ist es den einzelnen Gruppen möglich, ein Leben zu führen, ohne mit Mitgliedern der jeweils anderen Gruppierungen in Berührung zu kommen. Das war eine Erkenntnis, die mich mit am meisten irritierte.
Ein bisschen fühle ich mich wie in dem Witz, den mir der Rabbiner Adin Steinsalz erzählte: Ein Journalist kommt nach Israel und wird gefragt, was er tue. Er schreibe an einem Buch, antwortet dieser. Seit wann er denn im Land sei? "Seit gestern." Und wann er wieder abreise? "Morgen." Und wie das Buch heißen soll? "Israel gestern, heute und morgen".