Freitag, 14. April 2017

Lamas

Heute hat mich A., eine Kollegin, mit rausgenommen nach Aying, wo sie ein Lama stehen hat. Viola heißt es und ist zierlich von von einem wunderschönen Silbergrau. Viola lebt in einer Herde.



 
Diese Lamas zeichnen sich durch beeindruckende Ohren aus, die sie, wenn was Interessantes passiert, alle gleichzeitig wie ein Mann nach vorne ausrichten.



Außerdem haben alle ein ganz unterschiedliches Fell, keines gleicht dem anderen. Alpaka-Wolle.




Im Grunde haben sie viel Ähnlichkeit mit Rehen oder Hasen, jedenfalls der Kopf.
Die Besitzerin der Herde und A. trieben sechs Tiere zusammen, die mit uns - eine Gruppe von acht Besucherinnen - wandern sollten. Lamas wollen nicht wandern, sie wollen in der Herde sein und zusammen ihre Ohren ausrichten. Und sie wollen fressen. Aber es wurden ihnen Halfter angelegt und mir wurde der Strick in die Hand gedrückt, an dessen Ende Fortuna stolz den Kopf hob. Sie ist die Chefin der Herde und geht darum am Ende der Karawane. Sie prüft, ob alle ordentlich mitlaufen. Ich habe schnell gemerkt, das Fortuna eine Vogelliebhaberin ist. Sobald wir aus einer Hecke oder einem Baum lautes Vogelgezwitscher hörten, blieb sie stehen wie in Stein gehauen und lauschte gebannt. Die Krarawane vor uns zuckelte derweil weiter. Man darf nicht an dem Strick zerren, an dessen Ende ein Lama steht, sie sind empfindlich und schnell beleidigt. Ich wartete also immer und wir lauschten auf die Vögel.


Lamas haben nur im Unterkiefer Zähne, auch diese irgendwie Hasenartig. Nicht unbedingt unserem Schönheitsideal entsprechend, aber sehr nützlich beim Rupfen von Gras. Sie spucken Menschen nicht an, sie spucken nur untereinander und zwar kräftig.
A. kämpfte mit ihrer Viola, die noch nicht so routiniert wie die anderen ist, weil noch neu. Sie hat die Angewohntheit, sich hin und wieder einfach hinzusetzen. Egal, ob alle weitergehen, egal ob A. dann doch am Strick zerrt - Viola sitzt. Wie ein Schwan auf dem Wasser, mit hoch erhobenen Kopf auf dem langem Hals und schaut mit großen Augen unter dichten Wimpern hervor, die wuschigen Ohren eingeklappt. So ist das mit den Lamas, sie haben ihre eigenen Ideen.
Wir gingen mit ihnen durch den Wald, wo sie sich gerne an Büschen reiben. Als eines kacken musste, da blieben alle stehen und die ganze Mannschaft kackte. Bis auf Viola, natürlich. Als wir uns dem Hof näherten, kam Schwung in die Karawane. Die Sechs freuten sich, nun wieder mit der großen Herde vereint zu sein. Die standen schon alle am Zaun, die Ohren zu uns ausgerichtet und sehr neidisch, weil sie genau wussten, dass die Wander-Lamas unterwegs ordentlich frisches Gras gerupft hatten.

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