Sonntag, 11. Juni 2017

Jerusalem2

Fortsetzung vom Sonntag.





Wir hatten am Nachmittag frei, Daniela und ich gingen durchs Jaffa-Tour in die die Altstadt. Das ist wirklich wunderbar, weil es zwar eng ist und ein Laden neben dem anderen, aber es ist ruhig, die Leute gehen ihren Geschäften nach, an den Ecken, wo die Viertel (jüdisch, rababisch, armenisch, christlich) aneinandergrenzen lümmelt ein Trupp Millitär herum, ein paar Touristengruppen schieben sich durch, aber insgesamt ist es völlig entspannt. Jedes Viertel hat seinen eigenen Charakter: das jüdische Viertel ist voller Schmuck- und Antiquitätenläden. Jeder zweite Ladner spricht einen an. Der gewöhnliche Trick ist: "Sie sind aus Deutschland? Ich habe eine Bitte: können Sie mir helfen zu schreiben: Heute Sonderangebot, alles 30 % billiger.?" Daniela schrieb ihnen das brav auf, währenddessen redeten sie pausenlos auf uns ein und priesen ihre Waren: nur er hatte jeweils das echte römische Glas, alle anderen Läden hätten nur Zeug aus China. Außerdem stellte sich heraus, dass sie alle einen Bruder in München haben, der ein Lokal am Marienplatz betreibt.

Ganz anders das arabische Viertel: dort gab es Läden mit Hausrat, Gebrauchsgegenständen, Lebensmitteln etc. und niemand sprach uns an. Die Leute hatten es eilig und bereiteten sich schon auf die Ramadam-Nacht vor.
Im Viertel der Armenier herrschte Stille und christliche Gelehrsamkeit - Mädchen in Schuluniformen huschten vorbei, aus einem berühmten Laden mit feiner Keramik drang Musik.
Wir gingen ins Pilgerhaus der Österreicher - eine wundervolle, vornehme Herberge mit drei Meter breiten Fluren, alten Möbeln und eine Dachterrasse mit Blick über die Altstadt. Unten im Parterre ein Wiener Kaffeehaus mit österreichischem Kellner, Apfelstrudel mit Sahne und sonstigen Österreich-Spezialitäten. Wir setzten uns in den Garten - üppig, ruhig und sehr europäisch - wo wir unseren Reiseleiter trafen, der uns dann noch ein bisschen die Stadt zeigte. Z.B. ein Haus mitten im arabischen Viertel, dass extremistische Siedler sich irgendwie angeeignet hatte und mit drei, vier riesigen Israel-Fahnen geschmückt hatten, um die Palästinenser zu provzieren. Uli erzählte, dass vor vier, fünf Jahren ein Palästinenser eine große Villa für viele Millionen an einen Juden verkauft hatte und mit dem Geld in die USA floh. Sie spürten ihn dort auf, brachten ihn zurück nach Jerusalem und henkten ihn öffentlich auf einem Platz.



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