Sonntag, 19. Februar 2017

GLS-Fortsetzung

Es gab dann noch eine Fragestunde, die Antworten:

Sechs Billionen...
Die sechs Billionen sind natürlich kein Geld, sondern das ist entstanden dadurch, dass vermehrt Aktien gekauft wurden und damit die Kurse nach oben gegangen sind. Insofern drücken diese sechs Billionen die Erwartungshaltung – schlimm genug – die Erwartungshaltung der Börsianer aus, inwiefern in Zukunft mehr Erträge erwartet werden können. Das ist kein Geld, das hat mit Geld wenig zu tun. Es wabern über den Globus Aber-Milliarden an abstrakten Formen von Geld, die sich an diese sechs Billionen auch dranhängen. Das ist ein ganz anderer Hebel noch dahinter als diese sechs Billionen.
 
Das Geld ist eine Fiktion.
Mit dem „ist das gedeckt durch eigener Hände Arbeit?“ – ich glaube, auch da müssen wir umdenken. Also, es kommen ja, wenn man über Grundeinkommen redet, immer zwei Sachen: sofort das eine ist: wie soll das denn ohne Leistung funktionieren? Das Grundeinkommen ist reine Transferleistung (Transferleistung = staatliche Leistungen an Personen und Unternehmen und ohne Gegenleistung). Und wer ist dann noch mit eigener Hände Arbeit unterwegs und ist das überhaupt richtig, jemandem eine Transferleistung zu geben, der nicht arbeitet?
Da frage ich mal: leben wir von irgend etwas anderem als von Transferleistungen? Real? Denken Sie mal das Geld weg! Wir haben nur Transferleistungen. Was Sie verbrauchen, angefangen von Ihrem Mantel, über das Essen – alles Transferleistungen. Haben alles andere gemacht, sind alle zu Ihnen transferiert worden. Wir können heute gar nicht mehr für uns arbeiten. Das Geld ist eine Fiktion. Ein Verteilungsmittel, was in der Vergangenheit sehr leistungsfähig war und zunehmend die Leistungsfähigkeit verliert. Und insofern müssen wir das ganze System anders denken.
Grundeinkommen halte ich für eine außerordentlich sinnvolle Lösung, überhaupt dafür Sorge zu tragen, dass der Transfer der Leistungen, die wir erzeugen zu dem, der es braucht, überhaupt noch funktioniert. Und das glaube ich, kann man nehmen, Grundeinkommen eben durch eine Besteuerung und ich würde sagen, zunehmend mehr verlagern auf Kapitaleinkünfte und Kapital. Nicht nur auf Kapitaleinkünfte! Und weg von Besteuerung von Arbeit und von anderen Besteuerungsbestandteilen. Um diese überbordenden, abstrakten Formen eben zurückzudämmen.
Also, ich wollte nur sagen: da gibt es eine ganze Reihe von Lösungsmodellen, und die Grundlage ist: wenn wir nicht wissen, wie wir leben wollen – also, vielleicht wollen wir ja mit verseuchtem Wasser und mit unfruchtbaren Böden und einem Meeresspiegel, der zwei Meter höher ist als heute, leben, ist ja okay, dann müssen wir auch nichts ändern. Aber wenn wir anders leben wollen, dann müssen wir unser System darauf einstellen, dass die Verteilung funktioniert.
 
Kontoführungsgebühren.
Der Wettbewerb der Nicht-Banken wächst ständig, d.h. Kontoführungsgebühren werden wieder abschmelzen, es wird neue Zahlungsverkehrsangebote geben, das ist nicht langfristig wirklich stabil.

Die Besteuerung von Kapital
Die Besteuerung von Kapital ist eine Frage an den Besitz von Kapital. Insofern Kapital/Geldvermögen nicht sinnvoll eingesetzt wird, das man besteuert, dann ist das eine Umverteilung. Das geht in die richtige Richtung. Man kann natürlich grundsätzlich die Eigentumsfrage nicht nur am Kapital sondern auch an Grund und Boden und an andere Dinge stellen, aber das ist im Moment nicht wirklich diskutabel, da würde man sich auf ein Feld begeben grundsätzlicher ideologischer Diskussionen, die ich für nicht zielführend halte. Sondern das ist eine Maßnahme, über die heute fast schon eine grundsätzliche Übereinstimmung da wäre, wenn nicht die Tagespolitik die Angst vor der Lobby hätte. Und da muss der Bürger stärker werden.
 
Aber dass es nochmal zu einer Krise und zu einem Crash kommen wird, das halte ich für nicht unwahrscheinlich.
Kapitalbesteuerung – das heißt nicht, nur Kapital und Kapitaleinkünfte besteuern, sondern eine Verlagerung in diese Richtung. Ich meinte überhaupt nicht, dass man das ausschließlich machen sollte, sondern eine deutlichere und konsequente Verlagerung dorthin, die nur nachvollzieht, wie die Entwicklung in den letzten zwanzig Jahren gewesen ist.
Die Frage ist ja: was ist ‚totes Kapital‘? Haben Sie totes Kapital? Das ist immer eine Sichtweise, die man darauf hat. Aber nutzloses oder nicht mehr Nutzenstiftendes Kapital wird ja im Moment durch den Negativzins schon geschmälert.
Nun kann man das in Blasen investieren, aber wenn eine Blase wieder platzt, dann zeigt sich, dass das totes Kapital war, dann ist es auch verloren. Ich würde das diesem Spiel der Märkte nicht überlassen, aber wir müssen gemeinsam Rahmenbedingungen schaffen, die von allen mitgetragen werden und nur dann kann die Politik das entscheiden. Und wann das zu solchen Blasen führt, die wieder platzen, darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben, das hängt von vielen Entwicklungen und Parametern ab. Aber dass es nochmal zu einer Krise und zu einem Crash kommen wird, das halte ich für nicht unwahrscheinlich, um mich da in der Banker-üblichen Zurückhaltung auszudrücken.
Um so wichtiger ist es, dass wir Überlegungen anstellen und Modelle und Beispiele haben, die fast ausschließlich auf realwirtschaftlicher Deckung basieren, wie das unsere Kredite tun, damit man dann weiß, was man nachher tun kann.
 
Stellen Sie sich mal vor, das Finanzsystem würde wirklich zusammenkrachen.
Nur mal so als Gedankenübung: stellen Sie sich mal vor, das Finanzsystem würde wirklich zusammenkrachen. Nicht mehr funktionieren. Keine Überweisung mehr, kein Bargeld mehr, kein Guthaben abheben - nix mehr. Morgen früh. Was passiert? Geht der Bäcker nicht mehr in seine Backstube? Melkt der Bauer seine Kühe nicht mehr? Wird die Ernte nicht mehr eingefahren? Wird die nicht mehr verarbeitet? Bleiben unsere 525 Mitarbeiter/innen dann zu Hause am nächsten Tag? Sagen: ist doch wunderbar, endlich mal Ruhe? Das wird doch nicht passieren. Also: zunächst mal werden alle ihrer Tätigkeit nachgehen. Und Sie würden in den Laden gehen und selbstverständlich erwarten, dass Sie Lebensmittel bekommen.
Es würde riesige Verwerfungen geben, das wird nicht ohne Not abgehen, ich will das gar nicht schönreden, aber die Gedankenüberlegung  allein ist sinnvoll, aus dreierlei Gründen:
Also erstens: dass man mal in Realkategorien denkt und nicht immer in Geldkategorien.
Zweitens, dass es einem deutlich wird: Geld ist in der Tat nur ein Organisationsmittel.
Und drittens: dass man sich überlegt, wie könnte man denn das, was man hat, besser organisieren als es heute ist?
Also, je mehr man diese Übung macht, desto unwahrscheinlicher wird es, dass dieser Crash ganz schlimm wird.
Es wird leider viel zu wenig gemacht, das sind solche Tabu-Themen, die man überall kennt. Opel wird im Moment ja grade diskutiert, da haben wir ja Übung in Bochum mit. Was glauben Sie, wie viele Jahre es tabu war, in Bochum darüber zu reden, was wir ohne Opel machen? Das konnten Sie öffentlich nicht diskutieren. Und was wird heute gesagt? Da sind wir mal froh, dass wir das jetzt los ist, dann haben wir nicht diese Angst und diese Sorgen, die die anderen jetzt haben. Ja, weil man heute schon die Lösungen weiß für dieses Opelgelände gibt es längst attraktive Überlegungen. Längst sind die Abfindungen investiert.
Ich will das auch nicht schön reden, aber solche Veränderungen brauchen auch die Ent-Tabuisierung! Damit man überlegen kann, was nachher kommt, dann kann man die Probleme lösen. Nicht herbeireden, aber auch nicht tabuisieren.
 
Bitte investieren Sie noch lange in regenerative Energien!
Hören Sie erst auf, wenn wir 100 % haben, vorher ist es bitter nötig. Ich bin sicher, wir werden die Rahmenbedingungen schaffen, dass das auch ökonomisch betrieben werden kann. Denn das ist unsere einzige Überlebenschance. Das ist beschlossen im Klimaabkommen von Paris, und die Staaten sind verpflichtet dazu, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass wir weg von den fossilen Brennstoffen kommen. Und wir haben längst den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen.
Also: investieren Sie weiter, die Beschlusslage der Welt ist eindeutig in diese Richtung. Da sind Kämpfe, die eine Veränderung noch verhindern wollen, verzögern wollen, aber sie werden nicht erfolgreich sein. Sie können nicht erfolgreich sein.

Ziele der GLS-Bank
Ziele der GLS-Bank: ich glaube, in fünf Jahren werden wir im Verhältnis mehr Formen von Beteiligung von Crowd- und Direktfinanzierung haben. Das ist der Bereich, den wir stärken und deutlich ausbauen wollen für unsere Kunden. Das wird deutlich mehr sein in fünf Jahren, absolut wie relativ. Wir werden auch den Bereich Stiften und Schenken deutlich ausbauen.



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