Samstag, 18. Februar 2017

GLS

Heute war ich bei einer Veranstaltung meiner Lieblingsbank:
 
 
Glauben wir, was wir wissen? Thomas Jorberg im Gespräch mit Mitgliedern
Die aktuelle Zeit wird als „postfaktisch“ bezeichnet. Fakt ist, dass vieles in Frage steht, was die Zivilgesellschaft errungen hat: Die Energiewende, die Bürger*innen auslösten; die Befreiung von alten Rollenbildern und starren Zugehörigkeiten; offene Grenzen, wie wir sie in Europa erleben dürfen. 


Die ganze Sache fand im Impact statt, ein interessanter Ort im Schlachthofviertel oder Untersendling, ich kannte das nicht.

Was heißt postfaktisch?
Jorberg sagte, wir leben momentan in einer mehr als widersprüchlichen Situation. Wenn jetzt der Begriff "postfaktisch" so beliebt ist, da muss man sich fragen: basierte denn bislang alles auf Fakten? Und stimmten denn die Fakten? Und ist denn die Welt, die Lebenswirklichkeit mit Fakten überhaupt richtig beschrieben?
Was kann postfaktisch heißen? Als Erstes: die offene Lüge. Da tut sich ja Trump jetzt mit hervor, z.B. mit den Zuschauerzahlen bei der Amtseinführung. Nicht unbedingt aus seiner Sicht, denn er hat einfach die großartigste und wichtigste Amtseinführung erlebt. Und in dem Zusammenhang fiel auch der Begriff der alternativen Fakten
Aber das ist etwas, womit man noch am einfachsten umgehen kann – eine offene Lüge, das kann man nachvollziehen, das ist auch gar nicht neu, das haben schon die alten chinesischen Kaiser gemacht.

Interessanter ist die Frage, wie wir Informationen austauschen. Früher gab es nur die monodirektionale Wissensvermittlung: eine/r  (oder wenige) hat Informationen an viele weitergegeben, das ging mindestens zweihundert Jahre lang so. Heute hat es sich völlig gedreht: die Informationen werden von vielen an viele verteilt. Das eine ist nicht besser als das andere, meint Jorberg, es ist jeweils missbrauchbar, aber es ist eben eine völlig andere Situation, die wir heute haben. Wo durchaus eine positive Chance drinsteckt.

Und dann eben die Frage: spiegeln Fakten überhaupt erschöpfend unsere Wirklichkeit wieder?
Wie hat sich die Situation der Welt seit November letzten Jahres verändert? Schauen wir doch mal auf einige Fakten im Finanzmarkt.
Fakt ist: der MSCI-World-Index von allen Ländern (spiegelt die Entwicklung der Aktien von 23 Industrieländern weltweit wider) ist um 6 Billionen $ gestiegen, das ist 8 % des Weltproduktes pro Jahr. Das heißt, dass die Wirtschaft in den nächsten Jahren um diesen Prozentsatz zusätzlich wachsen muss, sonst würde es keinen Sinn machen. Aber das prognostiziert niemand. Entweder haben sie sich total getäuscht oder die Erwartung ist da, dass sie überproportional am Wirtschaftswachstum profitieren werden. Dann würde das plausibel sein.
Und dann gibt es einen anderen Index, das ist der VIX-Index, der drückt die Schwankungsbreiten aus, die in den Börsenwerten erwartet werden, der wird auch oft als der Angst-Index der Börsianer bezeichnet. Der ist gesunken, auf ein niedriges Niveau. Das heißt, die Börsianer erwarten in diesen angewachsenen 6 Billionen kein hohes Risiko.
Und es gibt für alles einen Index, so auch einen global economic policy uncertainty index, der fragt: wie groß ist die Unsicherheit aus finanzpolitischer Sicht? Der ist deutlich gestiegen seit November letzten Jahres.
Jetzt ist die Frage: welche Fakten spiegeln jetzt die Wirklichkeit wieder?

Wirtschaftswachstum sorgt nicht mehr dafür, dass der Wohlstand aller nach oben geht. Im Gegenteil.
Schauen wir uns jetzt die USA näher an und ihr Verhältnis zu anderen Ländern. Sie hat das höchste Handelsfinanzdefizit überhaupt: Waren von rund 736 Milliarden $ pro Jahr werden mehr importiert als exportiert. Alleine die BRD exportiert Waren für 55 Milliarden mehr in die USA als sie importiert.
Gleichzeitig ist die Staatsverschuldung auch auf einem Spitzenplatz, also über 100 % des BIP, rund 20,1 Mill $. Das ist enorm hoch im Vergleich zu den meisten Industrieländern.
Die USA ist gleichzeitig auch der Spitzenreiter der Ungleichverteilung: der Gini-Index sowohl in Bezug auf Vermögen als in Bezug auf Einkommen ist dort weltweit am höchsten. Mit zunehmender Tendenz in den letzten Jahren.
Gleichzeitig hat die USA im Vergleich zu Europa ein deutlich höheres Wachstum der Wirtschaft gehabt.
Das heißt also: Wirtschaftswachstum sorgt nicht mehr dafür, dass der Wohlstand aller nach oben geht. Im Gegenteil. Wirtschaftswachstum sorgt heute dafür, dass die Armen nicht weniger arm werden und die Reichen reicher werden, das sieht man sofort, wenn die Börsenwerte um 6 Billionen nach oben gehen. Das ist ein Ausdruck der Erwartung: wenn Weltwirtschaftswachstum da ist, werden die Kapitaleinkünfte überproportional steigen. Wer das aufmerksam verfolgt, was da in den USA passiert, der muss sofort den Schluss daraus ziehen: da kann was überhaupt nicht stimmen.
Und logisch ist die Unzufriedenheit in den USA enorm hoch. Auch dort sind sie Spitzenreiter. Das ist der Nährboden, auf dem Trump gewählt worden ist.
 
Was macht VW? VW first.
Trump will die USA führen, wie ein Unternehmen. Was macht man, wenn ein Unternehmen ein Defizit hat? Das Defizit muss weg. Das ist der relativ simple Schluss daraus. Das bringt aber nur 2 bis 4 % mehr Produktion in den USA, bei einem Wachstum von sowieso 2,9 % - so viel ist das gar nicht. Das macht zwar Europa, insbesondere der Bundesrepublik, Angst und Bange (viele denken jetzt über TTIP anders nach. Die Hälfte unserer Exporte führen zu einem Defizit bei der USA.), aber es würde gar nicht so viel bringen. Wenn sie alle Importüberschüsse abbauen, dann wären es 15 %, aber das wäre das Ende des Welthandels und der globalen Arbeitsteilung.
Also: Trump will den Staat führen wie ein Kapitalorientiertes Unternehmen in unserer Marktwirtschaft. Was heißt America first für ein Unternehmen? Vergleicht man das mal mit VW z.B. Was macht VW? VW first. Egal, was die Umwelt für Schäden erleidet, egal, ob ich dabei Gesetze übertrete, egal, ob ich da Anstand und Sitte über Bord schmeiße – VW first. Das ist im Grunde genommen exakt die gleiche Verhaltensweise, die wir heute in großen Unternehmen haben, wie jetzt in diesem wieder auflebenden ökonomischen Nationalismus. Das können auch die Unternehmensführer – und das macht mir Hoffnung – in der Zwischenzeit ganz gut erkennen, das da irgendwas nicht stimmt.

Was wir heute als Wirtschaft verstehen, ist nicht mehr wirklich leistungsfähig.
Ich habe im Handelsblatt ein Interview mit Bernd Leukert gefunden, Vorstand von SAP (größte Softwareschmiede in Deutschland), da geht’s um künstliche Intelligenz, in der viele große Möglichkeiten des Wirtschaftswachstums sehen und was die Bevölkerung sehr verunsichert.
Da wurde er gefragt, ob es die Akzeptanz erhöhen würde, wenn man da einige Grundsätze und Ziele vereinbaren würde.
Er antwortet: „Wir müssen uns auf gewisse Prinzipien – und zwar ethische – einigen. Wir dürfen nicht vergessen, dass alle Beteiligten das Ziel haben, den eigenen Gewinn zu maximieren. So funktioniert Wirtschaft. Es braucht ein Grundverständnis von fairem wirtschaftlichem Handeln, damit keiner der Akteure künstliche Intelligenz nutzt, um seine Kunden über den Tisch zu ziehen und sich zu bereichern.“
Da fragt das Handelsblatt scheinheilig: „Wie lässt sich künstliche Intelligenz denn missbrauchen?“
Und da hat er eine plausible Erklärung für: wenn SAP (wo er Vorstand ist) es den Verkäufern von Düngemitteln ermöglicht ihrerseits den Landwirten zu helfen, ihre Flächen besser zu bewirtschaften und der Hersteller sagt den Bauern: du musst jetzt zwei Kilo mehr Dünger pro km² auf deinen Acker geben, weil die Satellitenaufnahmen zeigen, dass es mehr Regen gibt, was den Boden verändert, dann sollte das auch stimmen. Da brauchen wir vielleicht auch eine Institution zur Überprüfung.
Ich will das mal ganz positiv werten: das ist ein beobachtbarer Erkenntnisprozess, der da stattfindet, dass das, was wir heute als Wirtschaft verstehen, nicht mehr wirklich leistungsfähig ist. Dass wir immer mehr Regulierungen, immer mehr Vorschriften, immer mehr Anreizsysteme brauchen, um das auszugleichen.
Wo das hinführt, wenn wir das immer weitertreiben hat Nida-Rümelin bei einem Vortrag zu dem Thema Ethik und Finanzmarkt gesagt: Regulierung ist notwendig, aber wenn es nicht einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel gibt bei dieser Art von Wirtschaften, ein ethisches Grundverständnis, dann wird man immer weiter, immer differenzierter regulieren müssen, strafen müssen, und letztendlich wird das zu einem Totalitarismus führen und zur totalen Unfreiheit. Also: die Bemühung, die negativen Effekte, die Kollateralschäden auszugleichen führt zu einer Unfreiheit sondergleichen für uns alle.

Wir haben von fast allem zu viel im Angebot.
Aber es gibt auch noch andere Beobachtungen, die man machen kann, warum unsere Systeme heute nicht mehr leistungsfähig sind. Das ist: wir haben von fast allem zu viel im Angebot. Wir haben von fast allem zu viel bin ich geneigt zu sagen, aber das ist nicht ganz richtig, deshalb sage ich zu viel im Angebot, was die Verteilungsfrage gleich beinhaltet. Geld sowieso. Marktwirtschaftlich gesprochen haben wir viel zu viel Geld im Markt. Das Geld kommt nicht mehr dort an, wo es tatsächlich gebraucht wird, für diese Aufgabe ist der Finanzmarkt heute nicht mehr leistungsfähig. Auch bei den Gütern können wir das beobachten: 50 % der Lebensmittel werden weggeschmissen. Bei Kleidung ist das ebenso: die wird zum Wegwerfartikel. Wir haben viel zu viele Autos auf den eh schon zu vielen Straßen. Und auch Arbeitswillige haben wir zu viel.
Dieses System, was ausgezeichnet funktioniert bei der Beseitigung von Mangel, funktioniert beim Verteilen von Überfluss nicht. Das ist eine völlig andere Aufgabenstellung. Und nach meiner Beobachtung setzt sich in leisen Tönen die Erkenntnis, dass wir grundlegend was ändern müssen, nach und nach durch. Es braucht lange. Aber haben wir nicht Jahrzehnte auf ein Klimaschutzabkommen gewartet und im November letzten Jahres und im November letzten Jahres ist es in Kraft getreten? Das ist erstmals eine klare Entscheidung und nicht mehr ausschließlich eine Debatte. Und so intensiv wie in den letzten Monaten ist über die Ungleichheit in der Welt selten diskutiert worden. Christine Lagarde, die Direktorin des internationalen Währungsfonds, hat immer mal wieder darauf hingewiesen, aber nie so deutlich wie in den letzten Monaten: wir müssen den Kampf gegen die Ungleichverteilung dringend aufnehmen. Nicht nur aus sozialen und ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen. Wer soll in Zukunft die von Maschinen produzierten Produkte kaufen, wenn das vorrangig in Kapitaleinkünfte und nicht in Arbeitseinkommen landet? Und diese Ungleichverteilung wird zunehmend in kriegerische Auseinandersetzungen führen.
  
Unternehmen haben künftig nicht mehr den kurzfristigen Gewinn als ihr Ziel, sondern die langfristigen gesellschaftlichen Ziele
Noch ein anderer leiser Ton war aus Davos zu hören, vom Weltwirtschaftsforum: es gab ein Abkommen von mindestens hundert weltweit tätigen Unternehmen zu einer verantwortungsvollen, achtsamen Unternehmensführung. Und als Erstes steht dort drin, dass Unternehmen künftig nicht mehr den kurzfristigen Gewinn als ihr Ziel haben, sondern die langfristigen gesellschaftlichen Ziele. Wenn man das konsequent durchführen würde, würde das unser Wirtschaftssystem auf den Kopf, bzw. wieder auf die Füße stellen. Also nicht mehr ich für mich sondern ich für die Gesellschaft oder ich für dich. Und das ist der notwendige Paradigmenwechsel den wir brauchen.
Was ist zu tun, um den noch deutlicher auf den Weg zu bringen?

Wissenstransfer vom Kopf in die Füße
Das eine – da kommen wir nicht drum rum – das ist Aufklärung. Aufklärung in unseren eigenen Gehirnen, die ich zumindest in meinem ständig machen muss.
Seit über zweihundert Jahren sind wir in diese Art von System gewohnt: ich für mich, und dann sorgt die unsichtbare Hand dafür, dass es allen besser geht. Das ist eingebrannt in unsere Lebensgewohnheiten. Bei der Aufklärung geht es nicht um Wissenstransfer von Kopf zu Kopf – da ist schon viel drin und das kann man sich auch besorgen – es geht um Wissenstransfer vom Kopf in die Füße! Da kommt man unweigerlich am Herz vorbei. Also, wie kommt das in eine Ganzheitlichkeit hinein, in Empathie? Denn ohne Empathie kommt man nicht vom ich für mich zum ich für dich. Das bedarf Aufklärung ohne Ende. Um das immer wieder in einen Gesamtzusammenhang einzubetten, das ist das, was wir leisten müssen.

Auf die Frage, wie wollen wir eigentlich in Zukunft leben, sind wir um eine Antwort verlegen.
Dann stellen Sie sich diese Unternehmen vor die sagen, wir wollen unsere Ziele an den langfristigen Zielen der Gesellschaft ausrichten, die fragen heute die Gesellschaft: was sind denn eure langfristigen Ziele?
Wir wissen, was wir befürchten, als Gesellschaft, und was wir verhindern wollen, und wir wissen, dass wir alle in Zukunft in einer digitalen Welt leben, aber auf die Frage, wie wollen wir eigentlich in Zukunft leben, sind wir um eine Antwort verlegen. Und darum geht es: wie wollen wir in Zukunft leben und zwar so, dass daraus Rahmenbedingungen werden können, die Politiker dann umsetzen? Demokratie kann nicht darin bestehen, dass Politiker definieren, wie wir in Zukunft leben wollen und das dann umsetzen. Da allein auf die Politik zu hoffen ist hochgradig undemokratisch.

Dieses ich für mich ist ja kein Naturgesetz.
Und das Dritte, was wir brauchen, ist unendliche Geduld und Beharrlichkeit. Denn das geht nicht von heut auf morgen, das kann uns die Geschichte zeigen. Dieses ich für mich ist ja kein Naturgesetz. Adam Smith hat das mal in Form gebracht: wenn der Einzelne nur gut auf sich achtet, dann sorgt die unsichtbare Hand des Marktes dafür, dass es allen besser geht (sein Buch: Wohlstand der Nationen).
Und dem voraus ging die Reformation vor fünfhundert Jahren. Zur Zeit Luthers hatten wir die Situation: die Macht war bei der Kirche, das Wissen war bei der Kirche und die Gnade war auch bei der Kirche und die haben das nur gegen Geld rausgegeben. Das war eine total monitarisierte Macht der Kirche. Luther sagte, der Zugang zu Gott ist nicht nur möglich über ein bezahltes System der Kirche sondern den kann ich selber herstellen. Die Reformation war in der damaligen Zeit der Beginn einer Freiheitsbewegung auf einer bestimmten Ebene.
Und in Folge – im Zuge der Aufklärung – hat Adam Smith diese Marktwirtschaft entwickelt auch als eine Art Freiheitsbewegung, nämlich sich zu befreien erstens von der Abhängigkeit von den wenigen Industriellen, die es damals schon gab, aber insbesondere zur Befreiung von der materiellen Not. Also: ohne Essen, ohne Kleidung, ohne Wohnung ist zunächst mal das im Vordergrund.

Dieses System hat zum ökonomischen Narzissmus geführt.
Und das hat ja auch viele Jahre wunderbar funktioniert. Wunderbar will ich mal zurücknehmen, aber die Beseitigung von Knappheit funktioniert auch heute noch, da sind die Stärken dieses Systems, aber eben nicht in der Überwindung und Verteilung von zu viel. Dieses System hat zum ökonomischen Narzissmus geführt. Was wir so trefflich bei Trump diagnostizieren können ist eine Verhaltensweise, die alle entwickelt haben, auch der Konsument. Auch der Verbraucher, der geschützt werden will, verhält sich in gewisser Weise narzisstisch. Also: ich für mich ist eine total sanktionierte Verhaltensweise in unserer Gesellschaft. Das ist der Paradigmenwechsel, den wir machen müssen, das ist die einzige Chance, sonst führt es zum Totalitarismus, der notwendig ist um die sozial und ökologisch verheerenden Auswirkungen dieser narzisstischen Verhaltensweise einigermaßen auszugleichen und im Zaum zu halten. Diesen Schritt vom ich für mich zum ich für dich der ist notwendig und wird nach meiner Beobachtung auch gegangen. Das Wissen ist allenthalben vorhanden.

Der Bürger muss nach und nach gemeinsam mit den anderen definieren, wie wir in Zukunft leben wollen.
Dann bleibt noch die Frage: wer soll’s eigentlich ändern? Aus meiner Sicht niemals der Verbraucher, niemals der Kunde, nicht der Vorstand einer Bank oder von VW, sondern nur der Bürger.
Ich weiß nicht, ob Sie sich da schon mal beobachtet haben, ich mache das hin und wieder mit anfänglichem Vergnügen und anschließendem Schrecken: was macht eigentlich der Kunde in mir und was meint der Bürger dazu in mir? Und ich kann Ihnen sagen: manchmal ist der Bürger in mir dermaßen empört darüber, was der Kunde in mir macht, dass es manchmal schwer auszuhalten ist, in diesem Widerspruch zu leben. Aber genau darum geht’s. Erstens: zu entdecken, dass wir uns extrem widersprüchlich verhalten und daraus den Schluss zu ziehen: der Kunde in mir: never.
Also: nicht über Verbraucherschutz, nicht über den Markt allein. Sondern der Bürger muss nach und nach gemeinsam mit den anderen definieren, wie wir in Zukunft leben wollen. Das können wir heute! Wir haben die Technologie, wir haben das Geld und die Arbeitsmöglichkeiten.

Das Einzige, was man nicht tun darf ist, sich das da draußen vorzustellen und zu sagen: jetzt warten wir mal ab.
Noch nie war die Chance zur Freiheit so groß wie heute. Und noch nie war die Gefahr von Unfreiheit so groß wie heute. An dem Scheideweg stehen wir und ich würde auch sagen, die Erscheinung, die wir da in dem Nationalismus grade erleben - und auch bei Trump -  kann in zwei Richtungen gehen. Das kann in den Abgrund führen, das kann aber auch dafür sorgen, dass wir endlich aufwachen. Das Einzige, was man nicht tun darf ist, sich das da draußen vorzustellen und zu sagen: jetzt warten wir mal ab. Was hat er heute wieder gemacht? Ist ja schon unterhaltsam geworden, fast. Sondern: sich selbst zu beobachten. Und das machen zunehmend eben auch die Chefs von weltweit tätigen Unternehmen. Die sagen: wir haben nicht wirklich eine Lösung dafür, aber das mit den langfristigen Zielen, das ist schon ein beachtlicher Entwicklungsprozess, den wir da wahrnehmen können.

Wir brauchen einen Platz der Begegnung.
Aber man braucht eben gar nicht nur auf die große Welt zu kucken um festzustellen, dass da sehr, sehr viel Entwicklung ist. Man muss nur in München, in einen solchen Ort kommen, wo junge Unternehmer, die viele digital natives sind und deren Arbeitsplatz hauptsächlich aus einem PC besteht oder einem Bildschirm und einer Tastatur oder meistens noch nicht mal das sondern nur noch einer Oberfläche, die sagen: wir brauchen einen Platz der Begegnung. Um kreativ zu werden müssen wir uns gegenseitig wahrnehmen können, müssen wir uns begegnen. Mal ganz offen gemeinsam, mal nur wahrnehmen, dass da andere arbeiten, mal in getrennten Räumlichkeiten, dass man Ruhe hat, aber wir müssen uns miteinander begegnen.
Oder die unendlich vielen, die heute an regenerativen Energien arbeiten. Oder all unsere Kunden, die im Bereich der Landwirtschaft, von Biolebensmitteln tätig sind oder die im Bildungsbereich oder Wohnbereich sich engagieren oder Mobilität und vieles andere mehr. Das kann man eben auch beobachten. Das ist der Positivitätsquell, den wir alle jeden Tag erleben können. Lassen Sie sich davon ermutigen!
Lassen Sie uns viel mehr darüber reden, wie wir eigentlich in Zukunft leben wollen und nicht darüber, wie wir befürchten, dass wir leben müssen. Die Lösungen sind schon sehr viel angedacht. Ob das Grundeinkommen ist, ob das die Frage einer CO2-Abgabe ist, ob das Möglichkeiten des Schutzes von Boden und Wasser ist, ob das eine stärkere Besteuerung von Kapitaleinkünften und weniger Besteuerung von Arbeit ist, an den Lösungen und Möglichkeiten wird es nie scheitern – es liegt an uns.


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