Packen

Heute in der SZ:
Das sieht nach Abenteuerurlaub aus: Beim Packen für die schönste Zeit des Jahres überlässt der Deutsche nichts dem Zufall.

aus dem Bildband "The Germans" von Silke Wichert und Nina Zywietz

Meine Wohnung nähert sich dem Zustand der Unbewohnbarkeit, ich habe quasi drei Umzüge auf einmal zu bewältigen: Koffer packen für Australien, Unnützes packen für den Keller, Nützliches herrichten für die Nachmieterin. Es ist nicht leicht.
Dazu lauter letzte Male - angefangen von Kontakten auch das letzte Mal zum Alnatura oder das letzte Mal DM-Markt. Andererseits habe ich mich jetzt schon wieder auf meine Rückkehr im März eingestimmt und schreibe quasi schon die Einkaufslisten für all die kommenden ersten Male: das erste Mal wieder zum Alnatura - wie wird das sein?

E. schreibt, sie hat Pech gehabt: sie und K. wollten ein halbes Jahr auf Weltreise gehen, am Donnerstag wollten sie nach Taschkent fliegen und am 21.10.  war der Weiterflug nach Delhi geplant. Ob sie mich dann in Tasmanien besuchen, wollten sie spontan entscheiden. Dann aber sind die Pässe samt usbekischer Visa, die die Botschaft in Frankfurt per Post zugeschickt hatte, nicht bei ihnen angekommen. Wahrscheinlich gestohlen, meint E. Und K. musste sich plötzlich operieren lassen, was sich bis in den November hinzieht.
Das ist, als wenn man ungebremst vor eine Wand rauscht, schrecklich. Diese Vorbereitungen bringen einen in einen hochgespannten Zustand von Wachsamkeit und Sorge und Vorfreude, der einen dann quasi in die Reise hinein katapultiert. Und dann - nichts. Stillstand.
Ich kann es mir auch nicht richtig vorstellen, dass das mit meiner Reise tatsächlich alles klappen wird. Das K. und R. mich abholen, wir es rechtzeitig zum Flughafen schaffen, ich es ins Flugzeug nach London schaffe, dort umsteige, in Sydney umsteige und dann tatsächlich in Hobart bin und mir die entsetzten Kommentare meines Bruders angesichts meines Gepäcks anhören muss... Aber wer weiß. Vielleicht ist alles ganz einfach.