Dienstag, 14. März 2017

Flixbus

Ich sitze im Flixbus auf dem Weg nach Freiburg. Dieser Bus hat eine Steckdose, in die ich mein Notebook stöpslen kann und ein WLAN.


Er ist überraschend voll, an einem Dienstagnachmittag! Die Leute zieht es nach Freiburg. Der Bus nach Jena dagegen ist ganz dünn besetzt.

15.50 Uhr. Wir sind in Friedrichshafen am Bodensee und haben fünf Minuten Aufenthalt. Die Raucher stehen draußen und versuchen herauszufinden, wieviele Zigaretten man in fünf Minuten einsaugen kann. Wir fahren los, der Raucher hinter mir ist nicht da! Eine Mitreisende läuft nach vorn und sagt Bescheid, aber der Raucher ist auf dem Klo, weiß der Fahrer. Wahrscheinlich, um noch eine Allerletzte zu rauchen.
Diese kleinen Bodenseestädtchen ersticken in einem endlosen, kaum von einzelnen PKWs unterbrochenem Zug von Riesenlastern. Der See glitzert still und silbern hinter den Häusern und ahnt von alledem nichts. Wir reihen uns ruckelnd ein in den Tross. Auf dem Monitor zeigt ein rotes Dreieck unsere Position auf der Karte an. Brav folgt das rote Dreieck der gelben Linie am blauen See entlang.


Der See liegt völlig leer in der Abendsonne. Wir fahren durch etwas, was früher mal ein Dorf war. Die Fischerhäuschen mit den niedrigen Türen und den winzigen Fenstern ducken sich verlegen zwischen die tüchtigen Neuzeithäuser. Überall sieht man die Schiffsruheplätze, wo all die Boote dick eingepackt ihren Winterschlaf verbringen. Nun schauen wir von oben auf dem See, der doch tatsächlich von zwei Schiffen durchkreuzt wird, wie schön!
Es ist ein Wahnsinn: gibt es in Deutschland irgendetwas, was es mengenmäßig mit der Menge der Autos aufnehmen kann? Überall, überall, überall sind sie. Und die in den Garagen sieht man ja nicht, die muss man auch dazu zählen Der Bus wittert die nahende Autobahn und zieht das Tempo an, der Sonne entgegen, gen Westen.


Links eine Straußenfarm. Strauße haben einen riesigen Körper und einen winzigen Kopf. In dem Kopf ist nicht viel drin, das schont die Ressourcen. H. erzählte, dass die Strauße in Australien, wenn sie zu mehreren durch die Wüste laufen und vor einem Auto die Straße kreuzen, alle vor dem Auto rübermüssen wenn einer davor rüber ist. Die anderen können nicht dahinter rüberrennen, sie müssen so lange neben dem Auto herhetzen und versuchen, es rechts zu überholen um vor ihm die Straße zu überqueren, bis der Fahrer sie rüberlässt.
Da sind nicht mehr als fünfzig Synapsen in so einem Straußenhirn.

Ich bin dreieinhalb Stunden unterwegs, es fängt an, zu nerven. Ich darf nicht an die sechsundzwanzig Stunden Flug denken...

Dieses Freiburg überrascht mich jedes Mal. Erstmal kurvt man durch unwahrscheinlich enge und unwahrscheinlich steile Felsenschluchten, die mit schwarzen Tannen dicht bewachsen sind (Schwarzwald). Die Straße ist schmal, das Tal sehr, sehr eng. Und trotzdem wohnen dort Menschen! Es stehen Häuser dort! Schmale Häuser, die sich an die Felswände pressen. Und ihr schmales Grundstück an der schmalen Straßen entlang stellen sie voll mit Gartenzwergen und anderen ästhetischen Experimenten. In diesen dunklen Schluchten trotzen sie allem: es gibt keinen Raum, kein Licht, keine Luft. Direkt vor ihren Türen wälzt sich Stoßstange an Stoßstange der Verkehr, nur ein schmaler Fußweg erlaubt es ihnen, zu ihren eigenen Autos zu kommen, um den Versuch zu unternehmen, sich in die Schlange einzureihen. Kommen sie jemals dort weg? Ich begreife es nicht.
Und während ich noch grüble, da tun sich die Felsen auf und – man ist in Freiburg! Schlagartig.

23 Uhr. Ich bin in Schopfheim, morgen fahren E. und ich nach Italien,  wo wir uns das Haus ansehen, was H. und ich geerbt haben.

http://linde127.blogspot.de/2016/12/street-view.html  Weiter