Posts mit dem Label Bayern werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Bayern werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Dienstag, 29. August 2017
Nochmal See
Heute waren wir nochmal am Starnberger See, diesmal war es richtig voll. Wir fanden einen kleinen Strand zum Baden. Ein Mann kam mit einem Hund, der sich furchtbar über die Wellen aufregte, er hatte noch nie welche gesehen, sagte der Mann. Der Hund konnte es einfach nicht fassen. Er rannte wild bellend auf und ab, stöberte im Schilf und biss in die Wellen, er wollte das Wasser niederringen. Nichts beeindruckte den See, er machte seine Wellen und schwappte sie dem Hund vor die Pfoten. Schließlich musste der Mann den geifernden Hund mit Gewalt packen und wegschleppen.
Sonntag, 13. August 2017
Starnberger See
Heute waren A. und ich am Starnberger See, am Westufer. Dort kann man von Possenhofen runter nach Tutzing laufen durch wunderbare Parkanlagen, direkt am Wasser entlang. Es ist nicht mal voll - die Bayern sind verreist und die Touristen finden dort nicht so richtig hin. Ein Sommertag unter Bäumen... so als gäbe es nichts auf der Welt als Zeit und Wasser und sonnendurchglühtes Laub.
Freitag, 12. Mai 2017
Pferde
Ich war beim Amtsgericht wegen dem Antrag auf einen Erbschein: es war eine existenzielle Erfahrung.
Am Eingang musste ich durch eine Sicherheitsschleuse wie im Flughafen, mein Rucksack wurde komplett auseinandergenommen, sogar in mein Portemonaie schaute man.
Dann landete ich in einem verstaubten Büro, in dem sich in furchtbarer Schieflage die Aktenberge stapelten und ein Beamter mich staunend betrachtete.
"Sind Sie mit dem Fahrrad gekommen?" fragte er und deutete auf meinen Rucksack.
War ich nicht. Er brauchte eine Zeit, um diese Information zu verarbeiten. Unter seinem Schreibtisch standen Sandalen mit Massagenoppen, auf einer Reihe Aktenordner lag ein Apfel, an den Wänden hing ein stimmungsvolles Gemälde mit Blumen in klobigem Rahmen, was er mit Sicherheit von seiner Oma geerbt hatte.
Er hatte die Akte vor sich, die man ihm aus L. geschickt hatte und blätterte unschlüssig eine Weile darin herum.
"Also", sagte er schließlich, "was die uns hier geschickt haben..." Er rieb sich lange den Kopf und schaute mich anklagend an: "Da steht ja gar nichts drin."
Er blätterte hin und her. "Also, wir hier in Bayern, wir sind da..." Er überlegte, tastete sein Gehirn ab nach dem richtigen Wort und fand es: "... professioneller."
Er sah mich erwartungsvoll an. Diplomatisch nickte ich, auch wenn es mich einige Kraft kostete.
"Wo ist das überhaupt - L.? In Niedersachsen?" Er betrachtete misstrauisch das Bild des Wappens auf der Akte von dem Gericht aus L.
"Nein", sagte ich, "Nordrhein-Westfalen."
"Was?" Er war verblüfft. "Haben die denn auch ein Pferd im Wappen?"
Lange taxierte er das Wappen, blätterte hin und zurück - überall das gleiche Wappen drauf. Mit einem Pferd. Er rieb sich den Kopf.
So ging es dahin. Wir brauchten fast eine Stunde, um das Schriftstück aufzusetzen. Einige Zeit verloren wir, weil er die Blätter zusammenklammern wollte, aber die Heftklammern alle waren. Er fand nach einer Weile dann eine Schachtel mit Ersatz, aber dann klemmte die Schublade, als er sie schließen wollte. Dann musste er alles nochmal ausdrucken und klammern, weil er wesentliche Dinge genau falsch eingetragen hatte.
Dann wollte er mir, trotz meines heftigen Abwinkens, unbedingt zeigen, wie ein europäischer Erbschein aussieht im Vergleich zu dem einfachen deutschen, wozu er mitten in einen der schiefen Aktenberge griff und - ohne einen Sturz zu verursachen - einige Akten herausgriff und mit Andacht durchblätterte, bis er auf das gesuchte Papier stieß.
"Dreizehn Seiten", staunte er mit Schaudern und ich schauderte mit. Ich konnte ihn daran hindern, mir die dreizehn Seiten vorzutragen, ich durfte aber von Ferne einen Blick darauf werden. Schließlich rang er sich dazu durch, die Akte zu schließen und sie zurückzustoßen, in den Stapel.
Eine Zwischenkrise bahnte sich an, als er meinte, er bräuchte noch die Versicherung meines Bruders, dass er das Erbe antreten wolle. Ich beugte mich vor, blätterte in der Akte und deutete auf ein Schreiben von H.: "Ist es nicht das hier?"
Er rieb sich lange den Kopf und betrachtete staunend das Schreiben. Dann sah er mich erschüttert an: "Tatsächlich, das ist es." Vorsichtig betastete er den Brief und schaute, ob auf der Rückseite auch was stand. Leer. Er rieb sich den Kopf.
Einen Höhepunkt erreichte unser Treffen, als er mir das ganze Schreiben, dass ich ausgedruckt und geklammert vor mir liegen hatte, laut vorlas und die Adresse meines Bruders nun in Englisch vortrug. Triumphierend rief er dann sogar die Postleitzahl mit allerschönstem "th" aus: "Seven-thousand-five!"
Ich senkte ergriffen den Kopf. Die Schluffis aus NRW, die können was lernen von den Profis aus Bayern, das ist mal klar. Die haben Löwen im Wappen.
Dienstag, 3. Januar 2017
Schnee
Gestern war ich mit A. auf dem Blomberg. Keine Ahnung, wo er ist, A. holte mich von der S-Bahn und fuhr uns hin. Es schien noch die Sonne, aber es war Schnee angesagt für den Abend. Da mir Berge ganz fremd sind, wunderte ich mich nicht über die Schneemassen, die dort an einer einzigen Stelle am Fuße des Aufstiegs aufgetürmt waren. Erst im Nachhinein sah ich, dass dies eine Schneeproduktionsstelle war: etliche Schneekanonen standen dort im Halbkreis, bereit, den Berg einzuschneien, damit die Menschen runterrutschen können. Sie schießen den Schnee aus den Kanonen auf einen Haufen und schieben ihn dann mit Raupen den Weg hoch, der rutschig werden soll.
Die Bäume im Umkreis müssen völlig verblüfft gewesen sein, dass einige von ihnen absolut unvermutet eingeschneit wurden, während der restliche Wald noch in trocken-herbstlicher Stimmung war.
Wir stapften aber schön im Trockenen und teilweise bei Sonne den steilen Berg hinauf. Die Tüchtigen stapften natürlich schon wieder runter: die waren im Morgengrauen schon aufgebrochen. Was ich gelernt habe: Bergstapfer duzen sich. Das ist nett. "Servus, grüast euch!" riefen sie uns zu, während sie uns überholten oder eben schon auf dem Rückweg waren.
Oben lag die Wirtschaft noch genau so lange in der Sonne, bis unser Leberkäs mit Kartoffelsalat und Spiegelei auf dem Tisch stand. Dann zogen von Westen dicke graue Wolken über uns, die richtigen Schnee transportierten. Wir waren noch so erhitzt, dass wir draußen fertigaßen in der schlagartig einsetzenden arktischen Kälte, zum maßlosen Entsetzen zweier Bergkameraden, die sich für den Abstieg präparierten und uns ein ums andere Mal kopfschüttelnd betrachteten: "Ja, bei der Kälte draußen essen, das geht doch nicht. Ja, geht's doch rein. Bei der Kälte draußen... Mei-o-mei, das geht doch nicht."
Wir gingen dann rein, nicht nur, um die beiden von ihrem Entsetzen zu erlösen, sondern auch, weil mein schweißnasses Unterhemd anfing, Eiskristalle zu bilden. Ich spürte das am Rücken. Drinnen aßen wir dann noch einen Käsekuchen.
Es herrscht in diesen sogenannten "Hütten" eine angenehme, sehr freundliche Atmosphäre. Das ist die Bergkameradschaft, die wirkt sich auch auf die Bedienungen aus, die uns selbstverständlich auch duzten. Dabei hatten sie in der Hand so kleine Computer, mit denen sie alles regelten, auch unseren Tischwechsel durch den Umzug von draußen nach drinnen. Also: das waren nicht die Töchter des Bergbauern, der dort in seinem Stadl einen kleinen Ausschank betrieb.
Der Rückweg gestaltete sich dann einen Moment lang dramatisch, da wir auf den Weg gerieten, der sich unvermutet in eine Rodelbahn mit dem von den Kanonen erschossenen Schnee verwandelte. A. blieb unerschrocken, sie war mit Stöcken ausgerüstet, aber ich rutschte dermaßen, dass mich ein ziemliches Entsetzen anwandelte. Das ging gar nicht. Da musste ich bei jedem Schritt die Muskeln derartig anspannen um mich gegen das Rutschen zu stemmen, ich hätte das keine fünf Minuten durchgehalten. Ich habe das noch nicht erwähnt, aber so ein Berg ist steil. Richtig, richtig steil, der Weg ragt stellenweise quasi senkrecht vor einem auf. Oder fällt vor einem runter. Was tun?
Wir versuchten den Sessellift anzuhalten, der genau dort eine kleine Station hatte, aber der junge Mann riet uns ab, wir hätte erst wieder hochfahren müssen. Also stapften wir den Berg wieder hoch - "nur zwei Kurven", hatte er behauptet, der gutgelaunte junge Sesselliftwart - und wurden nach endlosen Kurven belohnt mit dem wunderbaren Weg, den wir auch schon hinaufgenommen hatten.
Und dann das zweite Wunder: genau als wir im Auto saßen, begann es zu schneien. Nicht vorher. Jetzt mischten sich also der erschossene und der geschneite Schnee zu einem richtigen Winterberg. A. will noch diese Woche wieder hin und mit einem Schlitten runterrutschen.
Die Bäume im Umkreis müssen völlig verblüfft gewesen sein, dass einige von ihnen absolut unvermutet eingeschneit wurden, während der restliche Wald noch in trocken-herbstlicher Stimmung war.
Wir stapften aber schön im Trockenen und teilweise bei Sonne den steilen Berg hinauf. Die Tüchtigen stapften natürlich schon wieder runter: die waren im Morgengrauen schon aufgebrochen. Was ich gelernt habe: Bergstapfer duzen sich. Das ist nett. "Servus, grüast euch!" riefen sie uns zu, während sie uns überholten oder eben schon auf dem Rückweg waren.
Oben lag die Wirtschaft noch genau so lange in der Sonne, bis unser Leberkäs mit Kartoffelsalat und Spiegelei auf dem Tisch stand. Dann zogen von Westen dicke graue Wolken über uns, die richtigen Schnee transportierten. Wir waren noch so erhitzt, dass wir draußen fertigaßen in der schlagartig einsetzenden arktischen Kälte, zum maßlosen Entsetzen zweier Bergkameraden, die sich für den Abstieg präparierten und uns ein ums andere Mal kopfschüttelnd betrachteten: "Ja, bei der Kälte draußen essen, das geht doch nicht. Ja, geht's doch rein. Bei der Kälte draußen... Mei-o-mei, das geht doch nicht."
Wir gingen dann rein, nicht nur, um die beiden von ihrem Entsetzen zu erlösen, sondern auch, weil mein schweißnasses Unterhemd anfing, Eiskristalle zu bilden. Ich spürte das am Rücken. Drinnen aßen wir dann noch einen Käsekuchen.
Es herrscht in diesen sogenannten "Hütten" eine angenehme, sehr freundliche Atmosphäre. Das ist die Bergkameradschaft, die wirkt sich auch auf die Bedienungen aus, die uns selbstverständlich auch duzten. Dabei hatten sie in der Hand so kleine Computer, mit denen sie alles regelten, auch unseren Tischwechsel durch den Umzug von draußen nach drinnen. Also: das waren nicht die Töchter des Bergbauern, der dort in seinem Stadl einen kleinen Ausschank betrieb.
Der Rückweg gestaltete sich dann einen Moment lang dramatisch, da wir auf den Weg gerieten, der sich unvermutet in eine Rodelbahn mit dem von den Kanonen erschossenen Schnee verwandelte. A. blieb unerschrocken, sie war mit Stöcken ausgerüstet, aber ich rutschte dermaßen, dass mich ein ziemliches Entsetzen anwandelte. Das ging gar nicht. Da musste ich bei jedem Schritt die Muskeln derartig anspannen um mich gegen das Rutschen zu stemmen, ich hätte das keine fünf Minuten durchgehalten. Ich habe das noch nicht erwähnt, aber so ein Berg ist steil. Richtig, richtig steil, der Weg ragt stellenweise quasi senkrecht vor einem auf. Oder fällt vor einem runter. Was tun?
Wir versuchten den Sessellift anzuhalten, der genau dort eine kleine Station hatte, aber der junge Mann riet uns ab, wir hätte erst wieder hochfahren müssen. Also stapften wir den Berg wieder hoch - "nur zwei Kurven", hatte er behauptet, der gutgelaunte junge Sesselliftwart - und wurden nach endlosen Kurven belohnt mit dem wunderbaren Weg, den wir auch schon hinaufgenommen hatten.
Und dann das zweite Wunder: genau als wir im Auto saßen, begann es zu schneien. Nicht vorher. Jetzt mischten sich also der erschossene und der geschneite Schnee zu einem richtigen Winterberg. A. will noch diese Woche wieder hin und mit einem Schlitten runterrutschen.
Freitag, 30. Dezember 2016
Eis
Heute war ich mit C. draußen in Icking, an der Isar unten und am Ickinger Weiher. Er liegt zwischen Isar und Isarkanal mit einem kleinen Badestrand aus Kieselsteinen und ansonsten durch Schilf unzugänglichen Ufern.
Wo die Sonne nicht hinkam, war alles weiß bereift, es herrschte hier Dauerfrost, der Weiher war mit einer festen Eisschicht bedeckt. Ganz durchsichtig und zu dünn, um sie zu betreten, aber durchgehend über die Wasseroberfläche. Die ganze Umgebung war still und unbewegt, im Frost befangen. Das gegenüberliegende Ufer lag in der Sonne, kahle Bäume, dichtes Gestrüpp, vertrocknete Gräser und Schilf, hier war die Natur noch unter sich.
Wir standen und schauten. Da hörten wir plötzlich merkwürdige Vogelschreie: ein hohes Tönen, ein steigendes und fallendes Rufen in immer neuen Tonfolgen. Ich war mir sicher, dass es ein Vogel war, vielleicht ein fremdländischer, der hier überwinterte. Immer wieder stieß er seine hoch-singenden, fast flirrenden Schreie aus, mit einem eigenartigen Drängen, das mir rätselhaft erschien, angesichts dieser Jahreszeit, wo die Vögel doch nicht mit Paarungen und Revierkämpfen befasst waren.
C. sagte: "Ein Vogel? Glaubst du wirklich? Das klingt doch so elektronisch."
Sie hatte recht, aber was sollte das für ein Gerät sein, das diese merkwürdigen - halb jaulenden, halb klaren - Melodien erzeugte?
Schließlich sahen wir es: ein paar Leute warfen Kieselsteine auf den Weiher und die produzierten, während sie über die zugefrorene Fläche schlitterten, diesen wunderlichen Gesang des Eises.
Soviel zu meinen ornithologischen Kenntnissen.
Wo die Sonne nicht hinkam, war alles weiß bereift, es herrschte hier Dauerfrost, der Weiher war mit einer festen Eisschicht bedeckt. Ganz durchsichtig und zu dünn, um sie zu betreten, aber durchgehend über die Wasseroberfläche. Die ganze Umgebung war still und unbewegt, im Frost befangen. Das gegenüberliegende Ufer lag in der Sonne, kahle Bäume, dichtes Gestrüpp, vertrocknete Gräser und Schilf, hier war die Natur noch unter sich.
Wir standen und schauten. Da hörten wir plötzlich merkwürdige Vogelschreie: ein hohes Tönen, ein steigendes und fallendes Rufen in immer neuen Tonfolgen. Ich war mir sicher, dass es ein Vogel war, vielleicht ein fremdländischer, der hier überwinterte. Immer wieder stieß er seine hoch-singenden, fast flirrenden Schreie aus, mit einem eigenartigen Drängen, das mir rätselhaft erschien, angesichts dieser Jahreszeit, wo die Vögel doch nicht mit Paarungen und Revierkämpfen befasst waren.
C. sagte: "Ein Vogel? Glaubst du wirklich? Das klingt doch so elektronisch."
Sie hatte recht, aber was sollte das für ein Gerät sein, das diese merkwürdigen - halb jaulenden, halb klaren - Melodien erzeugte?
Schließlich sahen wir es: ein paar Leute warfen Kieselsteine auf den Weiher und die produzierten, während sie über die zugefrorene Fläche schlitterten, diesen wunderlichen Gesang des Eises.
Soviel zu meinen ornithologischen Kenntnissen.
Abonnieren
Posts (Atom)